Ludwig Mies van der Rohe

Weniger ist mehr

Ludwig Mies v. d. Rohe, ein deutsch-amerikanischer Architekt mit bedeutendem Einfluss auf den Stil der Moderne, entwickelte das Konzept der „Haut-und-Knochen“-Architektur, welche den Häuserbau aus Glas und Stahltragstrukturen vorsieht. Minimalismus ist ein weiteres Merkmal seiner Kunst. Mit der Aussage „Weniger ist mehr“ lassen sich viele seiner Werke gut beschreiben, so auch die einfachen Designs aus Glas und Stahl. Durch seine innovativen Ideen hatte Mies van der Rohe einen großen Einfluss auf andere Architekten seiner Zeit. Seine Materialwahl erschuf große räumliche Freiheit. Das Haus sollte innen nicht durch viele Wände geteilt werden, das Konzept eines offenen Grundrisses wurde verfolgt: Räume können ineinander übergehen und -fließen. Die Architektur seinerseits war modern, innovativ und bemerkenswert und machte ihn weltweit berühmt.

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Das Leben in Deutschland 

Geboren wurde Ludwig Mies 1886 in Aachen. Im Alter von 13 Jahren nahm er eine Stelle als Maurerlehrling an. Während seiner ersten Anstellung als Zeichner für Stuckornamente wurde jedoch sein Zeichentalent entdeckt. Deshalb dauerte es nicht lang, dass er den Maurer-Beruf aufgab und eine Stelle als Zeichner bei dem Aachener Architekten Albert Schneider annahm. In dieser Zeit knüpfte Mies van der Rohe viele Kontakte, die seine weitere Karriere maßgeblich beeinflussten. 1905 verließ er Aachen und zog nach Berlin, um dort bei Bruno Paul arbeiten zu können. Neben der Arbeit besuchte er auch dessen Vorlesungen an der Kunstgewerbeschule. Kurze Zeit später machte er Bekanntschaft mit dem Ehepaar Riehl. Diese wollten ein neues Wohnhaus bauen und suchten dafür ein Nachwuchstalent, das sie fördern konnten. Die Wahl fiel auf Ludwig Mies. 1907 war sein Erstlingswerk dann vollendet: in Babelsberg wurde das Haus Riehl gebaut, dessen Stil sich an der Reformarchitektur orientierte. Begeistert von seinem Design und der Persönlichkeit des jungen Architekten entwickelte sich eine Freundschaft zwischen ihm und dem Ehepaar Riehl. Mit grade einmal 21 Jahren begann so bereits eine vielversprechende Karriere.

Auf Empfehlungen wechselte Mies van der Rohe zu Peter Behrens. Bei ihm konnte er sich an bedeutende Großprojekte wagen und seine gestalterischen Fähigkeiten weiterentwickeln. Er begann sich intensiv mit den philosophischen Aspekten der Architektur auseinanderzusetzen. Es dauerte nicht lange, da entstand bereits das zweite von ihm entworfene Gebäude: das neoklassizistische Haus Perls (Berlin-Zehlendorf). Zu dieser Zeit arbeitete Walter Gropius bei ihm. 1913 erhielt Ludwig eine Einladung aus Den Haag, wo ihn ein weiterer Auftrag für einen Gebäudekomplex im neoklassizistischen Stil erwartete. Bereits kurze Zeit später kehrte er zurück nach Berlin und eröffnete sein erstes eigenes Architekturbüro. Weitere Aufträge folgten.

Kulturschock

Der Erste Weltkrieg ging auch an Mies van der Rohe nicht vorbei; er wurde 1915 in den Militärdienst einberufen, um in verschiedenen Baukompanien seinen Dienst zu leisten. In Kampfhandlungen war er nicht involviert. 1919 konnte er nach Berlin zurückkehren. Der grausame Weltkrieg löste einen Kulturschock aus. Eine Neuformulierung der damaligen Architektur wurde als notwendig empfunden. Bei dieser Wende spielte Mies van der Rohe eine wesentliche Rolle durch seine Orientierung an philosophischen Prinzipien.

Novembergruppe

Ludwig Mies trat 1921 der sogenannten „Novembergruppe“ bei, die im Dezember 1918 in Berlin gegründete Künstlervereinigung, deren Name sich vom Ausruf der Republik im November 1918 herleitete. Zur Gruppe gehörte die Avantgarde, darunter Dadaisten, Futuristen und Bauhaus-Mitglieder. Mies van der Rohe organisierte vier Jahre lang Architekturbeiträge, die in Kunstausstellungen präsentiert wurden. Auch dem Entwurf für ein Glashochhaus ging er in diesen Jahren nach. Es waren produktive Jahre für Mies van der Rohe: Er nahm an Ausstellungen teil, schrieb Artikel für Zeitschriften und andere Veröffentlichungen und hielt Vorträge. Auch die „Neue Sachlichkeit“ ging an ihm nicht ohne Spuren vorbei. Werke und Designs der kommenden Jahre besaßen oft stilistische Merkmale dieser Epoche. Nach Hitlers Machtübergabe 1933 musste die Künstlergruppe ihre Arbeit einstellen. 1935 wurde sie offiziell aus dem Vereinsregister der Stadt Berlin gestrichen.

Form follows function

Neben einer dreijährigen Mitgliedschaft (1923-1926) beim Bund Deutscher Architekten BDA, folgte Mies van der Rohe auch einer Einladung zur Mitgliedschaft des Werkbunds. Der Deutsche Werkbund e.V. (DWB) wurde 1907 als Vereinigung von Architekten, Künstlern, Unternehmern und Sachverständigen gegründet. Vereinsziele waren die Zusammenführung von Kunst, Gewerbe, Handwerk und Industrie sowie die Ausbildung eines gemeinsamen Sprachrohrs. Die Reformbewegung und die „Neue Sachlichkeit“ wurden dort thematisiert, bekannt durch den Slogan „Form follows function“. Die Forderung nach technisch wie ästhetisch hochwertigen Produkten wurde in einen programmatischen Gegensatz gestellt zu einer scheinbar nur am Profit orientierten bisherigen Praxis des industrialisierten Kunstgewerbes.

1924 trat Ludwig Mies dem Werkbund bei und wurde bereits zwei Jahre später zu dessen Vizepräsident ernannt. Dann lernte er Lilly Reich kennen, eine Innenarchitektin, die damals Leiterin einer Ausstellung in der Stadt war. Gemeinsam arbeiteten sie an der Gestaltung eines Ausstellungsbereichs für die Glasindustrie. Dadurch entstanden sowohl eine intensive berufliche Partnerschaft als auch eine langjährige Beziehung. 1928 erhielten beide Designer den Auftrag für die Gestaltung einer Abteilung der kommenden Weltausstellung 1929 in Barcelona. Unter ihrer Leitung entstanden bedeutende Werke der modernen Architektur, unter anderem der berühmte Barcelona-Pavillon. Nach der Ausstellung widmete sich Mies van der Rohe dem Entwurf des Hauses Tugendhat in Brünn (Tschechien). Das Haus des Ehepaars Fritz und Grete Tugendhat ist heute Weltkulturerbe der Vereinten Nationen. Zu vielen von Ludwig Mies erschaffenen Häusern entwarf der Künstler auch eine Reihe von Möbeln, die sich dem Stil der Gebäude anpassten. So entstanden beispielsweise der Freischwinger MR10 und B 42, der Barcelona-Stuhl, der Brno-Stuhl und die Palisanderliege.

Designer-Möbel von Ludwig Mies van der Rohe

Auch mit anderen Möbeln der Moderne wurde der Architekt erfolgreich, nicht nur mit dem aufwändig gearbeiteten Barcelona-Chair. Gebogenes Stahlrohr wurde in den 30-er Jahren trendig für Tisch und Stuhl. Die von van der Rohe mitentwickelten Freischwinger, der Stuhl ohne Hinterbeine, galten plötzlich als Inbegriff des neuen Wohnens. Die Originalversion des runden puristischen Beistelltisches MR 515 wurde um 1928 von Ludwig Mies van der Rohe im Auftrag des Herstellers Thonet entworfen. Klassiker sind auch seine Liegesessel, wie „MR Lounge“ oder die Chaise longue „Barcelona Daybed“, die zum Relaxen einladen.

Bauhaus Dessau

Die Weltwirtschaftskrise 1929 bedeutete auch für Mies v. d. Rohe Unsicherheit. Ab 1930 begann er eine akademische Lehrtätigkeit im Bauhaus Dessau, das bereits zwei Jahre später von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Gegenüber dem Hitler-Regime zeigte sich der Designer unkritisch und opportunistisch. Er besuchte Versammlungen und trat Gruppierungen bei, um weiter arbeiten zu können. Trotz seiner Aktivitäten wurde er zunehmend ausgegrenzt, daher entstanden in den 30-er Jahren nur wenige Arbeiten, die – den Umständen geschuldet – vergleichsweise konventionell und zurückhaltend gestaltet waren. Die Nazi-Architektur wurde alternativlos und andere Ideen waren stark reglementiert. Neuer Aufschwung kam erst mit einer Einladung 1936 aus den USA. Mies van der Rohe erhielt Angebote aus Massachusetts und Chicago. 1937 reiste er nach Amerika und nahm das Angebot aus Chicago vom Armour Institute of Technology an. Ihm gefielen die grenzenlosen Möglichkeiten, die ihm geboten wurden, und die Aussicht auf ein eigenes Büro. Im Jahr 1944 bekam er die amerikanische Staatsbürgerschaft.  

Das Leben in den USA

Sein neues Leben in den USA begann mit der Arbeit am Armour Institute. Ziel war die Neugestaltung der Ausbildung der Studenten und die Modernisierung der damaligen Lehre. Über das Handwerkliche und Planerische hinaus, sollten auch theoretische Inhalte in den Lehrplan integriert werden. Für die Umsetzung holte sich Mies van der Rohe die Hilfe zweier ehemaliger Kollegen aus dem Bauhaus, Walter Peterhans und Ludwig Hilberseimer. In den USA verlor sich trotz eines Besuchs 1939 der Kontakt zu Lilly Reich, die an vielen seiner Entwürfe einen „stillen Anteil“ hatte und 1947 verarmt starb. 1939 war es dann so weit: Ludwig Mies gründete sein eigenes Architekturbüro in Chicago. Kurze Zeit darauf bekam er den Auftrag für die Planung und Gestaltung eines neuen Campus. Dabei orientierte sich Ludwig Mies an der Erschließungsstruktur Chicagos. Es entstanden eine Reihe rechtwinkliger, durchgrünter und niedriggeschossiger Gebäude mit sichtbarem Stahltragwerk. Auch außerhalb des Campus wurden neun Hochschulgebäude errichtet. Im Jahr 1946 lernte Ludwig Herbert Greenwald kennen, einen Projektentwickler, der Apartmenthäuser landesweit realisieren wollte. Es kam zu einer Zusammenarbeit. Philip Johnson, Leiter der Abteilung für Architektur des Museum of Modern Art in New York, befasste sich 1947 mit der Organisation eines Rückblicks auf die Arbeiten Mies v. d. Rohes. Dies wurde ein weltweiter Erfolg und trug wesentlich zum nachhaltigen Ansehen des Architekten bei. 1951 verwendete Mies van der Rohe erstmals eine reine Stahlkonstruktion, dessen Fassaden verglast wurden. Im Laufe der Zeit änderte er wieder sein Konzept. Die Tragwerkpfosten wurden nach innen verlegt und die Fassaden davor gehängt. 

Rohes Farnsworth House – „made by heart and soul“

Sein erstes als Meisterwerk bekannt gewordenes Gebäude in den USA war das Farnsworth House, welches er für die alleinstehende Ärztin Edith B. Farnsworth entwarf. Das Haus ist als komplettes Glashaus geplant, das auf acht tragenden Stahlsäulen steht. Es gibt keine Grenze zwischen Natur und Gebäude, zwischen Natur und Mensch, Inside wie Outside. Farnsworths ursprüngliche Begeisterung, „made by heart and soul“, wandelte sich bald in einen Kampf. Farnsworth, mit welcher der verheiratete Architekt zunächst eine Affäre gehabt haben soll, überwarf sich bald mit Ludwig Mies, weil der Bau drei Jahre dauerte und die Kosten sich im Vergleich zum Voranschlag verdoppelt hatten. Außerdem musste sie um einen Kleiderschrank kämpfen, da es schließlich „ein Wohnhaus und kein Wochenendhaus“ sei. Das Haus war der Ärztin zu puristisch, zusätzlich wurde sie von Architekturfans aus aller Welt belagert und konnte nicht einmal in Ruhe frühstücken. Farnsworth warf van der Rohe über die Medien diktatorisches Verhalten vor. Trotz Schlammschlacht kam es zu weiteren bedeutenden Aufträgen aus dem ganzen Land, von denen viele – durch das Konzept der Einbindung der Gebäude in die Umgebung – Meisterwerke wurden.

Zurück in Deutschland

In den 60-er Jahren kam erstmals wieder ein Angebot aus seinem Heimatland: Aufgabe war die Gestaltung der Berliner Nationalgalerie im Kulturforum nahe des Kemperplatzes. Obwohl es Mies van der Rohe im fortgeschrittenen Alter durch Krankheiten stark eingeschränkt war, verfolgte er den Bauprozess jedes Gebäudes intensiv. Mehrere Male reiste er nach Berlin, um sich ein Bild der Baustelle zu machen. An der Eröffnung 1968, ein Jahr vor seinem Tod, konnte der Star-Architekt nicht mehr teilnehmen. In seinen letzten Lebensjahren häuften sich Ehrungen und Auszeichnungen aus den USA und der Bundesrepublik. Im Alter von 83 Jahren verstarb er schließlich an Speiseröhrenkrebs und einer aufkommenden Lungenentzündung. Auch nach seinem Tod wurden ihm noch Ehrungen zuteil in Form von Umbenennungen von Fakultäten und Straßen sowie den Wiederaufbau des Barcelona-Pavillons. Ludwig Mies v. d. Rohes Arbeiten garantierten dem Architekten einen beispiellosen Erfolg mit Legenden-Status.

Mit vielen Werken hat er sich weltweit einen Namen gemacht. In unserem Shop finden Sie einige der von ihm designten und entwickelten Möbel.

 

** Bild: Von Hugo Erfurth - MKG Sammlung Online, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=86431569

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