Verner Panton

Verner Panton, der Kunststoff-Designer

Der aus Dänemark stammende Verner Panton gilt als einflussreicher Innenarchitekt und Möbeldesigner des 20. Jahrhunderts. Insbesondere Kunststoffe faszinierten ihn, da sie ihm vollständig neue, unbekannte Möglichkeiten boten. Panton liebte das Experimentieren mit Formen und Farben. Als einer der ersten Designer ließ er auch die Pop-Art mit in das Design seiner Möbel einfließen. Er bevorzugte klare Farben aus dem Spektrum des Regenbogens, die er auf seine Art zum Leuchten brachte. Seine Werke sind Raumskulpturen und Gebrauchsgegenstände gleichermaßen, da Form, Farbe und Aussehen seiner Objekte bis heute ungewöhnlich, Aufsehen erregend und aufregend sind.

Die neuartigen Kunststoffe boten Panton mehr gestalterische Freiheiten als natürliche Werkstoffe. Deren Verwendung führte zu innovativen Designs, die gewagt, streng geometrisch oder auch verspielt wirkten. 

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Design und die Summe aller Teile

Der Stil von Verner Panton zeichnete sich dadurch aus, dass Möbel aus einem Guss oder aus weitgehend identischen Einzelteilen hergestellt wurden. Wenn das Zusammenführen mehrerer Teile zum Design gehörte, waren auch die Verbindungsstücke Gestaltungselemente und passten exakt zum Ganzen. Der Erfinder der modernen Stahlrohrmöbel, Marcel Lajos („Lajkó“) Breuer, lobte dieses Verfahren als Addition. Methode hatten die erkennbaren Schraubverbindungen, die Breuer selber erstmalig an seinem 1926 für das Bauhaus entworfenen Chair „Wassily-Sessel“, ausprobierte.

Verner Panton – eine steile Design-Karriere

Wahrscheinlich ahnte niemand, dass aus dem 1926 in der dänischen Hafenstadt Assens geborenen Gastwirtssohn ein Star-Designer wurde. Mit 21 Jahren ging Verner Panton nach Odense als Student an die Technische Hochschule. Wenig später führte Pantos Lebensweg nach Kopenhagen an die Kunstakademie. Während dieser Zeit kam es zur Zusammenarbeit mit Arne Jacobsen, einem weltweit bekannten Architekten, Star seiner Zunft. Panton war maßgeblich am Entwurf des Designer-Stuhls „Die Ameise“ beteiligt. Der „Ant Chair Stuhl – das Original aus dem Jahre 1952 – ist einer der bekanntesten Stühle Jacobsens. Verner Panton bevorzugte Kunststoff als Material und setzte sich damit deutlich vom Zeit-Design mit seinen natürlichen Werkstoffen ab. Die grenzenlose Formbarkeit des Kunststoffes inspirierte den Künstler zu immer neuen Ideen. Bereits zwei Jahre später verließ er Jacobsen, kehrte Dänemark zunächst den Rücken, und reiste mit einem Kleinbus durch den europäischen Kontinent. Hier sammelte der Designer unkonventionelle Eindrücke, entwickelte neue Ideen und knüpfte Kontakte mit Händlern und Produzenten. Pantone konnte seine frischen Eindrücke direkt vor Ort verwerten, da er vorab ein komplettes Zeichenbüro in seinen Bus eingebaut hatte.

Pantons Design-Studio – Möbel und mehr...

1955 eröffnete Panton sein erstes eigenes Designbüro und begann mit der Produktion von Stühlen. Gemeinsam mit dem dänischen Möbelproduzenten Fritz Hansen brachte der Designer den „Tivoli-Chair (Papierkordel, Polyurethanschnur, Stahl) und den „Bachelor-Chair (Leder und Stahlrohr) heraus. 1957 entwarf der Künstler ein zerlegbares Haus in Form eines Tunnels aus Holz und Metall, das multifunktional wahlweise sowohl als Wochenendhaus als auch als Garage nutzbar gemacht werden kann. Ein Jahr später, 1958, erweckte Panton erstmals weltweite Anerkennung durch seinen „Wire Cone Chair, eine Spiralform aus Aluminium und Stahl mit Textilien. Für die Firma Thonet entwickelte Panton den Freischwinger S, den berühmten Stuhl, dessen Sperrholz-Elemente unter Dampf gebogen wurden. Auch der Freischwinger schrieb Design-Geschichte. Die Gebrüder Thonet selbst gelten als Erfinder der Massivholz-Biegung. Auch Thonet-Stühle aus Stahlrohr oder Bugholz, Kaffeehausstühle oder der „Rocking Chair“, sind bis heute beliebte Design-Klassiker.

Experimente im Design 

Verner Panton suchte nach einem Verfahren, das Prinzip des Biegens auf das Material Kunststoff anzuwenden. Zunächst experimentierte er mit Polyurethan-Hartschaum. Anfang der 60-er Jahre gelang ihm der Durchbruch mit Styrol-Copolymer. Aus diesem Material entwickelte Panton den ersten Monobloc-Freischwinger, genau den Stuhl, dessen S-förmiges Design sozusagen untrennbar mit seinem eigenen Namen verknüpft ist - der „Panton Chair.

Verner Panton und Rolf Fehlbaum

Weltweite Bekanntheit mit dem Panton Chair

1963 zog es Panton nach Basel für die Kooperation mit der Schweizer Firma Vitra. Vier Jahre später waren die Versuche so weit ausgereift, dass der Möbelhersteller Vitra mit dem neuen Kunststoff in die Serienproduktion gehen konnte. Der Panton Chair verhalf seinem Erfinder zum Durchbruch in den „Design-Olymp“ und führte zu seiner weltweiten Bekanntheit. Seine Entwürfe verstand der Künstler als „Statements gegen das Establishment und eine bewusste Abkehr vom Dänischen Design mit der Verwendung von Naturmaterialien und Verarbeitung durch traditionelle Handwerkskunst. Durch seine zahlreichen Erfolge gab es Aufträge für Möbel, Leuchten (Pendelleuchten und Tischleuchten), Textilien und Architektur aus aller Welt für Verner Panton.

Panton Chair von Verner Panton

Auf Pantons Spuren in Deutschland

1969 entwickelte Panton Teile der Inneneinrichtung für das Spiegel-Verlagshaus in Hamburg, darunter das Schwimmbad, die Kantine sowie die farbliche Gestaltung der Etagen. Nach einem Umbau im Jahr 1998 blieben zunächst die Spiegel-Kantine und die „Snackbar“ im Original erhalten. Als der Verlag 2011 in die Hamburger Hafencity umzog, konnten Elemente der Bar in den Neubau integriert werden. Die restlichen Einrichtungsteile wurden dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg übergeben.

Verner Panton erhielt zweimal den Auftrag zur Beteiligung an der Möbelmesse „Visiona“. 1970 bekam er die Zusage für die Ausgestaltung der Wohn-Landschaft der Visiona II in Köln. Die in diesem Rahmen entstandene „Fantasy Landscape“ – eine Rauminstallation aus organischen Formen und leuchtenden Farben – ist ein optisches Feuerwerk, das designgeschichtlich als eine der bedeutendsten Schöpfungen seiner Zeit gilt. Im Auftrag des Konzerns Bayer AG gestaltete Panton einen Ausstellungsraum auf einem eigens für die Kölner Möbelmesse gecharterten Binnenschiff auf dem Rhein. Dort installierte er außer Möbeln auch Leuchten, Wandverkleidungen und Textilien, von denen einige später in abgewandelter Form in Serie produziert wurden. Die Pendelleuchten und Tischleuchten bestechen bis heute durch ihre klaren geometrischen Formen, Lichtreflexionen und ihre Verspieltheit.

Auch der Spiegel-Mitbewerber, Stern-Herausgeber Gruner & Jahr, erteilte dem Designer 1974 den Auftrag für die Ausgestaltung seines Verlagshauses in Hamburg. Zehn Jahre später, 1984, wurde Verner Panton Gastprofessor an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main. In dem Ort Weil am Rhein steht eine Skulptur zu seinem Gedenken, außerdem wurde dort ein Weg nach ihm benannt. 

Für die VS in Tauberbischofsheim (Vereinigte Spezialmöbelfabriken) stellte Verner Panton von 1993 bis zu seinem Tod Serien von dynamischen Stühlen her. Hierbei traten erstmalig ergonomische Aspekte in den Vordergrund in Auseinandersetzung mit den Ideen des Schweizer Orthopäden Prof. Dr. Erwin Morscher über dynamisches Sitzen. In der vorderen Sitzhaltung sollte sich die Sitzfläche ebenfalls nach vorne neigen. Gemeinsam mit den VS-Fabriken entwickelte Panton dieses Prinzip weiter, um ergonomisches Sitzen und dynamische Eigenschaften auch für Kinder nutzbar zu machen und diese als Schuleinrichtung zur Marktreife zu bringen. Die ursprüngliche Variante mit Stahlrohr und Sperrholz erschien zu teuer, für die Produktion sollte der Stuhl deutlich günstiger werden. Hierzu gestaltete Panton die von VS entwickelte Kunststoffschale mit atmungsaktiver Belüftung in doppelwandiger Bauweise. Wegen ihrer schwingenden Sitzflächen wurden die Stuhlfamilien dann „PantoFlex“, „PantoSwing“ und  „PantoMove“ genannt. Durch den wirtschaftlichen Erfolg des „PantoSwing“ konnten weitere Variationen entwickelt werden, wie ein höhenverstellbarer Drehstuhl mit zweidimensionaler Wippmechanik, genannt „PantoTurn“. Beim „PantoMove“ wurde die Wippmechanik von Schulstühlen in alle Richtungen optimiert. Für den Einsatz in großen Schulräumen entwickelte Verner Panton den vierbeinigen Stapelstuhl „PantoFour“, der Sitzreihen mit unsichtbarer Verkettung möglich macht. Das Stapelprinzip findet sich wieder beim „PantoStack“, der das Schichten von über 10 Stühlen ermöglicht.

Werk und Wirken

In den 80er-Jahren experimentierte Verner Panton mit dem „Rechten Winkel“ und vielen andern geometrischen Formen. Er war begeistert von den Möglichkeiten der Kunststoffe, die ihm durch ihre unendliche Formbarkeit alle gestalterische Freiheit in Form und Farbe boten. Panton liebte es, mit Farben und Materialien zu experimentieren und entwickelte auch die ersten Möbel zum Aufblasen. Seine gestalterische Vision war die Verschmelzung von Funktion und Gestalt. Möbel sollten als Kunstwerke wirken, Freude bereiten und auch umgedreht noch irgendwie nutzbar sein. Zum Entspannen entwarf Panton den Schaukelstuhl „Relaxer“. Der „Entspanner“ entstand im Auftrag der Firma Rosenthal, die als Porzellanmanufatur bekannter ist. Rosenthal hatte eine Möbelfirma aufgekauft und wurde produzierte den Bananen-Chair 1972. Ganz im Gegensatz zu anderen Kreationen wurde der Schaukelstuhl in Form einer Banane aus Buchenholz hergestellt. Hier konnte Panton immerhin seine Vision vom bodennahen Sitzen verwirklichen, musste aber auf Wunsch der Firma bei der Gestaltung des textilen Anteils auf die Bemusterung verzichten. Der Stuhl bietet viel Komfort, ist auch als „Banana Chair“ bekannt und gilt als eine der Pop-Art Ikonen. Auch die 1960 entworfene Leuchte „Moon“ erlangte Kultstatus. Die Leuchtskulptur besteht aus beweglichen weißen Metallringen, die durch ihre Anordnung das Licht reflektieren und angenehm im Raum streuen. Die Lamellen sollen an unterschiedliche Mondphasen erinnern, welche die Namensgeber der Designer-Leuchte sind.

Pantons visionäre Einrichtungskonzepte waren Höhepunkt seines Schaffens. Er erhielt in den 70er-Jahren mehrere Design-Preise. Auch mit den Entwürfen von Leuchten, sowohl Pendelleuchte als auch Tischleuchte, war Verner Panton erfolgreich, beispielsweise mit seiner „Fun Lamp“, die geometrische Metallringe aus Chrom oder Messing und spielerische Perlmuttaufhängungen miteinander kombiniert. Mitte der 90-er erlebte sein Design ein Revival, auch das Magazin „Vogue“ zeigte im Januar 1995 das Supermodel Kate Moss nackt auf einem orangefarbenen Panton-Stuhl auf der Titelseite mit der Frage: „Nichts zum Anziehen?“. 1998 starb Verner Panton kurz vor einer geplanten Retrospektive.

 

** Bild: Von photo©ErlingMandelmann.ch, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11471338

 

Neuigkeiten über Verner Panton bei pro office

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