Die Grundlagen des Eames-Designs
Während der Jahre des zweiten Weltkrieges interessierten sich nur wenige Menschen für Möbel. So verbrachten Ray und Charles diese Zeit damit, Beinschienen und Tragen zu entwickeln. Doch was zunächst nicht viel mit Möbeln zu tun hat, bildete am Ende einen Grundstein für spätere Entwürfe. Hier lernten die beiden nämlich, wie man geschichtetes Holz unter Einfluss von Dampf verformte.
In den Jahren nach dem Krieg profitierten die beiden von den gesammelten Erfahrungen und schufen moderne und dennoch zeitlos schöne Möbelentwürfe. Die Firma Herman Miller bot eine lukrative Partnerschaft und produzierte fortan die Möbel, die später unter dem Namen Eames Chair bekannt werden sollten.
Doch Holz war ein teurer Rohstoff, den sich nicht jeder leisten konnte. Deshalb setzte sich das Ehepaar das Ziel Möbel aus anderen, günstigeren Werkstoffen zu entwickeln. Dieser kreative Denkprozess gipfelte in der Entwicklung des Eames Chair. Dieser wurde bei im Museum of Modern Art in New York anlässlich eines Wettbewerbs vorgestellt. Der Titel dieser Ausstellung war „Low-cost Furniture“ und der Stuhl eine Innovation.
Ein ganz spezieller Stuhl
Die Schale des Stuhls bestand in den Anfangsjahren aus Fiberglas-Plastik, was den Stuhl robust und pflegeleicht machte. Jede Sitzschale wurde in einem Guss gefertigt und durch ihre runde, ergonomische Form boten sie einen besonders bequemen Sitzkomfort. Damit konnte der Stuhl zu geringen Kosten in großen Stückzahlen produziert werden und gilt somit noch heute als der erste industriell gefertigte Kunststoffstuhl.
Später erweiterte man das Sortiment um eine zweite Sitzschale, an welcher seitlich Armstützen angebracht wurden. Auch diese Schale wurde aus einem Stück gefertigt.
Der Clou allerdings war und ist noch heute die Kombinierbarkeit der Sitzschale. Wohingegen diese grundsätzlich immer gleich geformt ist, setzt der Rest des Stuhls Akzente und eröffnet jede Menge Gestaltungsmöglichkeiten.
Dies beginnt schon bei den Sitzpolstern, die wahlweise auf der Sitzfläche montiert werden oder auch nicht. Neben dem zusätzlichen optischen Kontrast kann hier natürlich auch der Sitzkomfort noch einmal verbessert werden.
Wesentlich größere Änderungen erfährt das äußere Erscheinungsbild des Stuhles allerdings durch die Gestaltung des unter der Sitzschale montierten Gestells. So lassen sich filigrane, verspielt ineinandergreifende Metallstreben installieren, die dem Stuhl eine gewisse Leichtigkeit verleihen. Oder aber die Wahl fällt auf rustikale Holzbeine, die dem Stuhl einen robusten Charme verleihen.
Denkbar sind daneben auch einfache verchromte Rohre, die durch Ihre Schlichtheit die Funktionalität des Stuhls betonen. Mit einem Paar gebogener Kufen verwandelt sich der Stuhl schließlich in einen gemütlichen Schaukelstuhl oder das ideale Geschenk für jeden Kippelkünstler.
Diese Individualität und seine schlichte Eleganz schließlich machte den Eames Stuhl zu einem Verkaufsschlager und dieser Hype ist bis heute ungebrochen.
Jede Sitzschale lässt sich theoretisch mit jedem Gestell kombinieren, denn die Befestigungen sind einheitlich gestaltet und das gibt letzten Endes Gestaltungsspielraum, der als Perfektion des Zweckmäßigen betrachtet werden kann.
Nicht nur Stühle gehörten zu ihrem Repertoire
Auch mit anderen Materialien experimentierte das Ehepaar Eames und so sind bezaubernde Stühle aus feinem Drahtgeflecht entstanden, die dem Eames Chair zwar optisch ähneln, diesen aber eine leichte fast schon durchsichtige Bauweise entgegensetzen, welche diese Stuhlkonstruktion fast schon schwerelos erscheinen lässt.
Dieser Wire Chair genannte Stuhl lässt sich wunderbar mit Sitzflächen und Rückenpolstern kombinieren, was den Stuhl noch eleganter erscheinen lässt.
Natürlich haben Charles und Ray Eames noch mehr Möbel entworfen und unzählige Design-Ideen umgesetzt. Deshalb wäre es nicht nur schade, sondern auch falsch, ihr Werk auf den Eames Chair zu reduzieren. Nennenswert sind hier vor allen der Lounge Chair, die Aluminium Chair Serie und die außergewöhnliche Sitzskulptur La Chaise.