In dem aktuellen E-Paper von Vitra wird über die nächste Normalität berichtet. Nachdem monatelang alles stillstand, um die weitere Ausbreitung des Virus zu bremsen, sind die Reisebranche, das Gastgewerbe und öffentliche Einrichtungen wieder geöffnet und bereiten sich auf eine neue Normalität vor. Wenn bei uns die Sehnsucht nach Reisen, Verabredungen zum Essen, Chorproben und anderen Gruppenveranstaltungen wiederauflebt, ist das effektive Management der Räumlichkeiten, in denen diese Aktivitäten stattfinden, der Hauptfaktor, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen. In einer ersten Phase galt es, allgemeine Lösungen für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz einzuführen, die physische Distanzierung ermöglichen und die Ausbreitung verhindern. Diese waren in den meisten Ländern streng reguliert. In einer zweiten Phase werden die Erfahrungen, die wir in der ersten Hälfte des Jahres 2020 gesammelt haben, zu langfristigen Designimplikationen für gemeinschaftlich genutzte Räume führen. In diesem Paper haben wir die besten Ideen und Neuerungen sowie unsere vorläufigen Erkenntnisse zu dieser neuen Welt, die uns erwartet, zusammengetragen.
Der Gesundheitsschutz erhält Vorrang: COVID-19 hat uns daran erinnert, wie wirksam einfache Hygienemassnahmen – für den Einzelnen und für die gesamte Gesellschaft – bei der Ausrottung von Krankheiten, der Senkung der Kindersterblichkeit und der Verlängerung der Lebenserwartung auf der ganzen Welt sein können. Schon im Jahre 1850 warb ein ungarischer Gynäkologe erstmals für Händewaschen und Desinfektion vor der Durchführung medizinischer Behandlungen, nachdem ihm aufgefallen war, dass es zu einem drastischen Rückgang der Fälle von Kindbettfieber kam, wenn diese einfachen Vorgehensweisen beherzigt wurden. Trotzdem dauerte es Jahrzehnte, bis sie breite Akzeptanz fanden, lange nachdem der vorausdenkende Arzt nach einem Nervenzusammenbruch in einer psychiatrischen Anstalt gestorben war.Corona hat uns auch gezeigt, dass wir noch viel lernen müssen. In Europa und den Vereinigten Staaten gehört dazu auch das Tragen von Mund- und Nasenschutz im Krankheitsfall, das Niesen in die Armbeuge statt in unsere Hände oder der Abschied von Ritualen wie dem Händeschütteln. Genau wie auch bei der Flugsicherheit nach 9/11 dauerhafte Änderungen eingeführt worden sind, um die Bedrohung durch Terroranschläge zu verringern, werden für öffentliche Räume neue Prozesse eingeführt werden, um Nutzer und Mitarbeiter vor Infektionen und Krankheiten zu schützen.
Wir werden anders reisen: Die Reisebranche wurde von der Pandemie besonders stark getroffen. Einerseits können unsere Reisegewohnheiten vor der Krise als eine der Faktoren für die schnelle weltweite Ausbreitung der Krankheit verantwortlich gemacht werden. Andererseits zeigten Reisebeschränkungen und Lockdowns, wie stark wir global vernetzt sind – sowohl privat, wie auch im internationalen Handel. Diese weltweite Vernetzung hat für das beispiellose Wachstum von Vermögen und Wohlstand und den Rückgang von Hunger und Armut in den letzten 20 Jahren gesorgt.
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Foto © Vitra
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