Die Stockholm Furniture Fair 2024 fand in diesem Jahr vom 6. bis 10. Februar auf dem Messegelände der Stockholmsmässan statt und lief parallel zur Stockholm Design Week. Seit 1951 fungiert die SFF als Schauplatz skandinavischen Designs. Während sich die Messe in erster Linie an Fachleute wendet, stehen die Veranstaltungsorte in der Stadt jedermann offen, was zu einer inspirierenden und vielfältigen Atmosphäre führte.
Auch die Leitung der Stockholm Mässan muss sich den aktuellen Entwicklungen im internationalen Messegeschehen mit sinkenden Besucherzahlen und einer zunehmenden Zurückhaltung bei den Herstellern stellen und neue Wege entwickeln, um die Attraktivität des Messestandortes zu gewährleisten. Bereits im letzten Jahr hob die Direktorin Hanna Nova Beatrice hervor, dass beide Veranstaltungen künftig nicht mehr als Konkurrenz zueinander begriffen, sondern enger miteinander verknüpft werden sollen, was aus unserer Sicht sehr gut gelungen ist.
Messebericht zur Stockholm Furniture Fair 2024
Im Rahmen der neugeschaffenen Arena New Ventures präsentiert sich in diesem Jahr eine junge Generation von Gestaltern und Designern, die bisher einem nur einem kleinen Publikum bekannt waren. Wir waren begeistert von der Vielfalt und dem Selbstbewusstsein Ausstellerinnen und Aussteller. Als Ehrengast hatte Formafantasma eine Installation in der Eingangshalle für Besucher und Aussteller geschaffen und sich einerseits mit designtheoretischen Betrachtungen andererseits aber auch deren praktischen Umsetzung beschäftigt. Es handelte sich um die erste Ausstellung des Studios in Schweden, Formafantasma zeigte mögliche Wege auf, wie Designer in Zukunft arbeiten können, wie die Verknüpfung zwischen Design und Industrie reibungsloser gelingen kann.
Wie bei jedem Messebesuch stellte sich uns während unseres Aufenthaltes die Frage nach neuen Trends, neuen Farben und Materialien. Das Herausfiltern war in diesem Jahr etwas komplexer als gewohnt. Im intensiven Austausch mit unseren GesprächspartnerInnen auf der Messe und in den Showrooms, mit Produktdesignern und Herstellerpartnern, kristallisierte sich für uns eine angenehme Entwicklung heraus, die sich von einem strengen „das passt zu dem und nicht anders“ abkehrt und der Subjektivität freien Raum lässt.
Warme, erdige und naturnahe Farbtöne, bevorzugt mit matter Oberfläche, bei Stoffen nicht selten mit Veloursoberflächen bestimmten das Bild. Auf den allerersten Blick wurden unsere Eindrücke aus 2023 bestätigt. Neu und wirklich spannend aber war für uns, dass viele Gestalter diese weichen Farbtöne und warmen Holzoberflächen mit sehr intensiven Farben kombinieren und auch die Eleganz einer polierten Metalloberfläche zulassen. Aus der Kombination zurückhaltender Materialien mit überraschenden Akzenten entsteht eine besondere Spannung, die weit über die Wirkung der Einzelmerkmale hinausgeht. Unsere
Gesprächspartnerin bei MUUTO bezeichnete dieses neue Farbgefühl als „vibrant“ – „lebendig“. Besser hätten wir es nicht ausdrücken können.
Bei einigen Herstellern wurden Holzoberflächen mit natürlichen, pflanzlichen Farben gebeizt, zum Beispiel mit roter Bete (!), überzeugend simpel und mit schöner Wirkung. Zu sehen u.a. bei STRING FURNITURE. Das Unternehmen feiert übrigens seinen 75. Geburtstag in diesem Jahr und präsentierte sich mit einem minimalistischen und eleganten Stand ganz in weiß und chrom.
Die jungen Designer von den Hochschulen haben Holzeinlegarbeiten, Intarsien, für sich wiederentdeckt. Wir sind gespannt, wann Hersteller diese jahrhundertealte Verarbeitungstechnik wieder mehr für neue Produkte aufgreifen werden. Uns hat es gefallen.
Auch die gestalterische Auseinandersetzung mit Textilien nahm einen angemessenen Raum ein. Viele der Entwürfe werden für die Möbelhersteller eine inspirierende Grundlage für neue Materialoberflächen, aber auch Verarbeitungstechniken im Textilbereich sein. Die Verknüpfung technischer Innovationen und künstlerischer Gestaltung führte zu teils verblüffenden Ergebnissen, wie zum Beispiel die Entwürfe von Emilie Palle Holm von der Swedish School Of Textiles. Deren Entwürfe oriori:: werden traditionell gewebt, lassen sich dann von Hand verformen, ziehen und stauchen und erhalten dadurch eine dreidimensionale Form. Erst einmal ein Kunstobjekt, ja, bisher, vielleicht aber gleichzeitig auch eine spannende Grundlage für die Gestaltung von Gebrauchsgegenständen und neuen Designs.
Unterwegs in der Stadt haben uns die Showrooms von MUUTO und VITRA besonders gut gefallen. In beiden Fällen war es das Farb- und Materialkonzept, das deckungsgleich mit unserer Wahrnehmung auf der Messe war. Wie bereits erwähnt, einfach „vibrant“.
Einmal mehr war die Stockholm Furniture Fair eine inspirierende Plattform für die neuesten Entwicklungen und Innovationen im Bereich Möbeldesign. Die Vielfalt an Stilen, Materialien und Konzepten hat deutlich gezeigt, dass die Branche weiterhin aufregende Wege einschlägt. Nun blicken wir gespannt nach Mailand, wo im April der Salone del Mobile stattfinden wird. Auch hier werden wir wieder für Sie nach den neuesten Themen und Trends, innovativen Ideen und Produkten Ausschau halten. Wir sind gespannt darauf, welche neuen Inspirationen die Mailänder Messe bieten wird.
Bis bald!
Sven Lapp - pro office Bremen
Frank Bünermann - pro office Hannover
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