Nachdem der Auftakt der internationalen Möbelmessen 2019 – imm cologne und Stockholm Furniture – schon äußerst gelungen war, wartete nun das "Sahnehäubchen" der Branche auf uns: der Salone del Mobile 2019! Zum 58. Mal pulsierte Mailand vom 09.-14.4.2019 wieder im Takt der internationalen Design- und Einrichtungswelt. Zusammen mit der Euroluce, der internationalen Beleuchtung Fachmesse, fanden dieses Jahr 386.000 Besucher aus 188 Nationen Ihren Weg in die Lombardei. Wie jedes Jahr standen wir, die pro office Messescouts, wieder vor der Herausforderung, der Fülle aller Angebote Herr zu werden und in sportlichen drei Tagen zu erfassen. Allein 1.841 Aussteller hätten auf der Liste gestanden, die es zu besuchen gälte, aber als alte „Messehasen“ machten wir uns zielstrebig zu den Hotspots auf. Dazu zählen neben dem Viertel Zona Tortona und Brera natürlich auch das Messegelände selbst.
Messebericht Salone del Mobile 2019

Wo erlebt man Design während der Mailänder Möbelmesse besser, als dort, wo es eine Woche lang ungehemmt zelebriert wird: In der Ventura Centrale! Sinnesanregende Installationen internationaler Unternehmen wurden dieses Jahr in nunmehr 16 leerstehenden Lagerhallen entlang des Hauptbahnhofes als auch in Villen, Messe Showrooms und bizarren Örtlichkeiten gezeigt. Ein Fest für die Sinne!
Hier fanden die Präsentationen der österreichischen Designer im Sale Reale, dem ehemaligen königlichen Warteraum im Zentralbahnhof Milano Centrale, großes Aufsehen, als auch die Installationen und Visionen in der Venture Future, die einen Blick in die Welt des Designs von morgen geben.
Weiterhin wird sich sehr einfallsreich und mit großem Engagement mit dem Thema Umwelt auseinandergesetzt. Wie könnte man die Unmengen von Stoffabfällen aus der Textilindustrie beseitigen? Die Antwort: Mottenfarmen! Hier würden sich dann einfach diese fleißigen Tierchen um den Stoffabfall kümmern. Auch eine Lösung! Wiederverwertbarer Kunststoff und überhaupt Recycling waren stark präsent. Sogar Kleidung mit eingewebten Mikrobakterien wurden ausgestellt, die den Körperschweiß schon während der Entstehung „beseitigen“ – die Wasserreserven werden es uns danken. Merino war gestern. Diese ernsthafte Auseinandersetzung der jungen Designer mit den Themen Wiederverwertung und Ressourcenschonung, machte auch nicht Halt vor den Toren des Messegeländes. Schön zu sehen, dass auch Hersteller hier zunehmend präsenter sind.
Nicht nur in den Messehallen auf der Euroluce wurde das Thema Licht stark präsentiert. Cattelani & Smith zeigte in seinem Showroom zusammen mit dem holländischen Outdoorhersteller Weltevree gleich über mehrere Etagen, was sich mit Licht für Emotionen wecken lassen! Stimmung pur!
Weiterhin wird kräftig mit Farbe experimentiert und alles zur Schau gestellt, was die Technicolor Palette bereithält. Wunderbar passend zum 100. Bauhausjahr! Die Grundfarben Blau, Rot und Gelb wurden mutig kombiniert. Darüber hinaus fanden wir allgegenwärtig die erdigen Farben Ocker, Orange-Rot bis hin zu dunklem Rotbraun in allen Abstufungen. Sicher eine Fortsetzung des Trends zu mehr Gemütlichkeit (cozy living) und Geborgenheit (cocooning), den wir schon auf der imm cologne beobachten konnten.
Die italienischen Hersteller (Molteni, Poltrona Frau, etc.) fahren weiterhin ihre riesigen Sofalandschaften auf, SUV-Kultur für den Wohnbereich und einmal darin gesessen, möchte man nie wieder in etwas anderem versinken. Dazu passen taktile Materialien wie Bouclé, Velours, Samt und flauschige Wollstoffe bis hin zu echtem Schaffell. Ápropos versinken: B & B Italia fährt farbenfroh seine Big Mama „Serie Up 2000“ auf. Das 1969 entworfene Sitzmöbel, eine Ikone der Moderne und Metapher des Mutterleibs, wurde mit moderner Technologie überarbeitet und wartet darauf, jeden höchst beschützend sitzen zu lassen.
Innerhalb der Farbkategorien haben sich einzelne „Lieblingstöne“ herauskristallisiert, wie schon Trendforscherin Dr. Hildegard Kalthegener bei Vorträgen im Rahmen der imm cologne im Januar 2019 angekündigt hat: Nachtblau und Senfgelb, sowie spiced honey und living coral. Diese Farbkombinationen zeigte das dänische Label Fritz Hansen in seinem Showroom. In Nachtblau wirkt der hier präsentierte neue Loungesessel "JH97" von Jaime Hayon, wie der Design-Klassiker von Morgen: solide und doch leicht, modern und doch klassisch. Der niedrige Stuhl mit flachen, breiten Armlehnen kommt mit einem Gestell aus massiver Eiche oder schwarzer Esche. Die Bezüge der Polster aus Textil oder Leder lassen sich abnehmen.
Auch im Showroom von Cassina wurde ein Farben Bauhaus-Feuerwerk entzündet. Hier zeigten die Bouroullec-Brüder die Erweiterung ihrer "Cotone"-Familie um ein Sofa in zwei verschiedenen Versionen, einen Sessel, zwei niedrige Beistelltische und drei leichte Kaffeetische.
Für Cor präsentierte der Schweizer Designer Jörg Boner im Showroom sein neues Möbelkonzept „Nenou“. Die Serie besteht aus multifunktionalen, frei beweglichen Möbelstücken, die einzeln für sich stehen oder zu kleinen Gruppen zusammengebaut werden können. „Nenou“ passt in private Räume als auch ins Office und sorgt für optische Trennung.
Nach Stadt und Showrooms ging es in die vielversprechenden Messehallten. Hier waren wir begeistert vom Gemeinschaftsstand der Flos und Louis Poulsen, die gemeinsam mit B&B Italia zur Design Holding gehören. Zweifelsohne unser Messehallen Highlight! Hier überzeugte alles: die enorme Größe des Messestandes, der interaktive Eingang und Empfang, vor allem aber die Vielzahl interessanter, neuer Produkte: Kastenmöbel höchster Handwerkskunst (MaxAlto), aus Sattelleder gefertigte Deckenleuchten nach einem Entwurf der Gebrüder Bouroullec (Flos) und aus Kunststoff gefertigte Lampen (Louis Poulsen), die den Betrachter nicht blenden und wunderschön anmuten.
Wer die Langeweile beim Anblick immer gleicher Kastenmöbel mit beschlaglosen Türen kennt, könnte vielleicht unsere Begeisterung für Einzelmöbel mit detailverliebter, extrem anspruchsvoller Gestaltung teilen. Glas, Metall, Naturstein und Hölzer gehen eine Verbindung mit extrem sauber ausgeführten Details ein. So gesehen bei den Herstellern Yomei, Walter Knoll, MaxAlto und Zoom by Mobimex.
Das Licht am Ende des Messetunnels bildete die Euroluce, die alle zwei Jahre parallel zum Salone del Mobile stattfindende Beleuchtung Messe. In vier Hallen auf dem Messegelände Rho waren ebenfalls Trends erkennbar: viele Kugelleuchten und Sticks, immer häufiger kabellose, flexible Lichtobjekte, die nicht ortsgebunden sind (gesehen bei Tobias Grau). Auch hier war das Leuchtensystem Belt von Ronan und Erwan Bouroullec, wie bereits oben erwähnt, ein Hingucker! Bestehend aus LED Modulen, die mit Leder umhüllt und an Schnallen fixiert werden, hängt die Leuchtenformation wie eine Schlange unter Decke. Ganz vorne überzeugte ebenfalls der Hersteller Occhio mit der Ringleuchte Mito. Zunehmend erleichtern technische Erweiterungen wie z.B. die Lichttemperatur regelnde Apps, („human centric Lightning Systeme“), die individuelle Präferenzen der Bewohner berücksichtigen, den Einsatz und den Umgang mit Beleuchtung.
Nach drei Tagen, die es braucht, um wenigstens die wichtigsten Hotspots zu erkunden, sind wir dankbar über unser bequemes Schuhwerk und die Flut an optischen und sinnlichen Eindrücken, die wir erfahren durften und wir Ihnen hier als kleinen Auszug weitergeben können.
Man muss es selbst gesehen haben, um dieses positive Gefühl der Branche täglich an unsere Kunden weiterzugeben, denn die gewonnenen Eindrücke, neue Denk- und Sichtweisen, wundervolle Design- und Möbelgeschichten und das Wissen um Tendenzen in der Einrichtungswelt tragen dazu bei, in Gesprächen mit den Kunden seine Bedürfnisse sorgsam zu erkennen, um bedarfsgerecht und kreativ wirksam werden zu können. Daher hat sich die Reise nach Mailand auch in diesem Jahr wieder gelohnt und wir sind schon jetzt voller Freude und gespannt auf den Salone del Mobile 2020.
Ihr Team von pro office Büro + Wohnkultur

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